Follower

Dienstag, 23. Juni 2009

Kambotscha III (16.6.09 - 21.6.09)

So verabschiedeten wir uns nach einer Woche vom Meer und zogen mit Sack und Pack weiter nach Battambang, einer kleinen Stadt nordwestlich des grossen Sees "Tonle Soap".
Auch hier liehen wir uns ein Moped aus und erkundeten die Umgebung mit ihren Tempelruinen und auch hier haben wir eine Gedenkstaette "Killing Cave"der Verbrechen der roten Khmer vorgefunden. Hier wurden tausende Menschen in eine tiefe Hoehle reingeschmiesen/ erschossen/ lebend begraben. In einer religioesen Stupa sind Totenschaedel und Knochen von diesen Menschen aufeinandergestappelt.
Auf dem Heimweg machte ich auch meine ersten Versuche beim Mopedfahren. Und fuhr sogar ein kleines Stueck mit Sebastian als Hintermann. Zwar amuesierten sich die jungen Maedels, die am Strassenrand standen sehr ueber meine ersten Fahrkuenste, aber das machte nichts, denn ich war Stolz wie ein Honigkuchenpferd darueber. Mopedfahren ist hier wie bei uns das Fahhradfahren... jeder kann es hier und faehrt es.Und so kann ich sagen, dass ich damit meinen kambotschanischen Mopedfuehrerschein gemacht habe.
Sebastian hingegen probierte hier das erste Mal ein gegrillte/ geroestete Grille. Hier kannst du alles Essen. Angefangen von Spinnen (die richtig grossen auch), Schlangen, Kakerlaken, alle Art von Kaefern, Froesche usw. Naja, unser Geschmack ist es nicht so... Sebastian fande den Geschmack der Grille auch nicht so berappend- Kommentar von ihm "schmeckt wie die gegrillten Schrimps"

Der naechste Halt in Kambotscha war Siem Reap - die absolute Touristenhochburg. Wir koennen nur sagen: zum Glueck haben wir ein ruhiges, nettes Hotel mit einer riesengrossen Holzterasse gefunden, auf der man abends sitzen und die Abendstunden geniesen konnte. Und auch sonst konnte keine so kleine Begebenheit einen Hotelwechselwunsch in uns hervorrufen. Wie die folgende: Leider hielten wir uns nicht an einen Punkt der Zimmerordnung "kein Essen auf dem Zimmer". So stellte ich vor dem Schlafengehen ein Tetra-Pack-Soja-Milch mir neben meinem Bett hin (wir hatten getrennte Betten- was auch manchmal sehr gut ist, da nur Beruehrungen in der Nacht einen schon zum Schwitzen bringen und man lieber allein schlafen moechte). Mitten in der Nacht wachte ich auf und hoerte neben dem Geraeusch des Ventilators ein reisend-ngendes Gereausch. Mir war klar... Scheisse irgendjemand nagt an dem Tetra-Pack. Das nagende Geraeusch war sehr laut und ich sah vor meinem geistigen Auge eine fette, dicke Ratte. So sass ich zwar eingehuelt von einem Moskitonetz steif auf meinem Bett. Ich traute mich auch nicht aufzustehen und zum Lichtschalter zu gehen, da ja das nagende Tier direkt vor meinen Fuessen dann waere. Nach 5 min musste Sebastian daran glauben und ich machte ihn durch Rufen munter. Sebastian kam von seinem Bett zum Lichtschalter. Natuerlich war die "Ratte" da schon weg. Aber ein grosses Loch war dafuer im nun leeren Tetra-Pack. Ja, da ich nicht mehr alleine schlafen wollte und Sebastian gedroht hatte aufzustehen und zu gehen, wenn ich nicht zu ihm in das kleine Bett mit kann, teilten wir uns das Bett die naechsten drei Naechte. Die Ratte kam aber nicht wieder und unser Essen schlossen wir in den kleine Schrank ein, der im Zimmer war.

Natuerlich schauten wir uns auch die weltberuehmten Ankor-Tempel an... einfach riesig!! Wir liehen uns dafuer Fahrraeder aus (das Gelaende ist damit gut zu durchstreifen) und machten uns schon 5 Uhr frueh los um den Sonnenaufgang auf der Terasse von Ankor Wat uns anschauen zu koennen. Also wir "Fruehaufsteher"quaelten uns nun 4.30 Uhr aus dem Bett... morgendliches Gemuffel (es ist schon schlimm, wenn zwei Morgenmuffel aufeinander treffen) und rasten mit 4 Wasserflaschen und einem Rucksack voller Essen los. Ja, wir waren auch rechtzeitig fuer die Sonnenaufgangshow da, aber natuerlich.... hatten wir den Eintrittspreis falsch umgerechnet und so nur die Haelfte des benoetigten Geldes dabei. So fuhr sSebastian mit voller Geschwindigkeit zurueck und war in Rekordschnelle wieder da... aber zu spaet fuer den Sonnenaufgang... so konnten wir ihn nur beim Rueckwertsschauen von unseren Fahrraedern waehrend der Rennfahrt zum Tempel (wir gaben die Hoffnung nicht aufgegeben) sehen.
Den Abend vorher haben wir uns in unserem Hotel 2xReisessen extra bestellt, damit wir diese in unseren Plastikflaschen fuellen und als Mittagessen fuer den Ausflug mitnehmen konnten. Ich glaube wir waren die ersten Gaeste, die dies gemacht haben. Der Rezeptionsmensch schaute uns nur an und verstand uns zuerst garnicht und dann schmunzelte er nur. Als wir an einen der Tempel dann unser Reisessen auspackten, wurden wir auch ein bisschen komisch angeschaut. Aber ein Effekt hatte dies. In Ankor laufen viele Einheimische rum und wollen Bilder, Souviniere usw. verkaufen. Waehrend wir so unser Lunch assen, kamen zwei Touris vorbei. Neben ihnen ein Einheimischer mit Bildern, der die zwei total zuquatschte. Die Leute kamen an unseren Rastplatz dreimal vorbei und jedesmal immer noch der aufdringliche Verkaeufer. Und als er doch dann aufgab, kam er nicht zu uns, sondern quatschte den naechsten kommenden Touri voll. Uns nahm er garnicht fuer wahr. Auch spaeter merkten wir, dass die Kinder, die Armbaender usw. verkauften, die anderen Touris bedraengelten und uns in Ruhe liessen. Naja, vielleicht sehen wir wirklich schon so abgefrackt aus... dass sie wissen wir wollen sowieso nichts. Unvergesslich war auch der angenehme Mittagsschlaf in einer kleinen Ruine, abseits vom Haupttourismus und der Sonnenuntergang ueber den kleinen Fluss nahe des Bayontempels.

Kambotscha II (8.6.09 - 15.6.09)

Nach Phnom Penh ging es dann Richtung Meer weiter, nach SihanoukVille. Es stellte sich heraus, dass diese kleine Touristenstadt, das kleine Holland in Kambotscha mit seinen vielseitigen Happy-Menuekarten symbolisiert. Nach zwei Tagen kamen wir auf die gloreiche Idee uns ein Moped fuer vier Tage auszuleihen und mit diesem nach Kep (100 km weg von SihanoukVille) zu fahren. Wir hatten mit dieser Idee den goldenen Riecher gehabt. Die Tage auf dem Moped waren echt genial. Trotz staendigen Popsweh (der sich nach ein paar Stunden doch hergestellt hatte) genossen wir die Fahrten durch die Doerfer, in denen uns die Kinder freundlich zuwinkten, neugierige und schmunzelte Blicke zu uns kamen (vielleicht war auch der braungebrannte freie Oberkoerper von Sebastian fuer manches freundliche Schmunzeln verantwortlich, den er wegen der Hitze des Oefteren dann doch praesentierte). An kleinen Holzunterstaenden, die regelmaessig an den Strassenraendern aufgebaut waren, konnten wir dann auch genuesslich unser gekauftes Obst und Gebaeck verzehren.

Kep ist gegenueber SihanoukVille sehr angenehm ruhig und einfach schoen. Vorallem das suesse Hotel, in dem wir uebernachtet haben. Aufzuwachen mit einem Blick ueber das Meer und Palmen ringsherum, einfach riesig. Und wie gesagt durch unser Moped waren wir auch nicht auf Tuk-Tuk-Fahrer oder Mopedtaxis angewiesen und konnten umherduesen wie wir wollten.

Kep und Umgebung war mit die letzte Siedlung, in der sich die rote Khmer versteckt hatte. So war Kep lange Zeit ziemlich verlassen und der vorher angefangene Tourismusaufbau wurde zerstoert. So baut sich gerade Kep wieder auf. Unheimlich sind die vielen Haeuserruinen und viele leerstehende, von einer Steinmauer umgebenen, Gelaende.

Nach zwei Tagen Kep ging es wieder zurueck nach SihanoukVille. Unser altes Hotel war leider voll und wir uebernachteten somit in einem anderen, welches am naechsten tag doch einen seichten Sex-tourismuschrakter aufwies. Die Chefin wurde von den jungen Maedels, die hier arbeiteten als die "big Mama"bezeichnet. Und man sah junge und auch aeltere Herren in Begleitungen von jungen Maedchen auf Mopeds wegfahren und auch ankommen. Da uns dies nicht so geheuer war, zogen wir auch gleich um. Die Schattenseite in SihanoukVille ist der hier gross verbreitete Sex-Tourismus. Das doofe ist nur, dass die jungen Frauen hier in Kambotscha immer viel juenger aussehen als sie wirklich sind. Aber es ist schon ekelerregend alte Maenner mit den jungen Dingern umherlaufen zu sehen.

Am Rande noch eine kleine Story zu dem Thema "Wertsachen unter der Bettmatratze im Hotelzimmer verstecken haben wir auch noch. In Kep hatte Sebastian nach dieser Tradition die Bauchtasche mit dem Passport versteckt. Leider diesmal ein bisschen mehr in die Mitte getan, so, dass wir bei unserer Abreise in Kep beim Schauen unter die Matratze den Passport nicht gesehen haben. Ohne an ihn zu denken sind wir dann losgefahren. Abends im Hotel in SihanoukVille fiehl uns erstmalig der Verlust auf. Nun sassen wir da. So richtig wussten wir nicht: haben wir ihn unter die Matratze getan? oder verloren? oder was nun? Eine Nummer vom Kep-Hotel hatten wir und auch die jetzigen Hotelbesitzer auch nicht. So ist Sebastian im Regen, mit zwischendurch platten Reifen und mit einer polizeilischen kleinen Geldstrafe fuer Fahren ohne Schein (wer hat den hier schon?) zurueck nach Kep. Der Hotelbesitzer in Kep wunderte sich nur... aber ein Glueck Pass war noch unter der Matratze... ja, da kann man nur Danke sagen fuer das Glueck, was uns bisher begleitet hat!

Vermerk von Sebastian zur Geldstrafe bezueglich des fehlenden Fuehrerscheins: bleibe ja nicht wie es bei uns die Regel ist, bei Rot mit dem Moped stehen. Denn da wirst du automatisch von der Polizei angehalten. Immer weiterfahren, auch wenn die Polizei einen herauswinken will - das ist hier die goldene Regel auf der Strasse.

Kambotscha I (1.6.09 - 7.6.09)

Unsere erste Station in Kambotscha war die Hauptstadt Phnom Penh, in der wir Dank des flotten Ottos von Sebastian (er hat glaube ich alle Rekorde von frueheren flotten Ottos gebrochen), eine Woche verbrachten. Unser erster Eindruck war gepraegt von komischen Geruechen auf den Strassen, Abfall der sich ueberall an den Bordsteinen tummelte und das grosse Befremdlicchkeitsgefuehl. Obwohl Kambotscha ein Nachbarland von Vietnam ist, sind die beiden in ihrer Menschenmentalitaet/ Landschaft/ Kultur total unterschiedlich. Nach kurzer Zeit genossen wir auch diese Andersartigkeit, die mehr echte Freundlichkeit/ Sympathie austrahlt. Und wir haben seid langer Zeit, gleich nach 5 min, sehr leckeres Essen bekommen :)

Phnom Penh ist eine Stadt der krassen Gegensaetze. In unserem Guid-Fuehrer haben wir vorher gelesen, dass du an einem Tag ueber Geschehnisse schmunzeln musst und dann wieder etwas erlebst, was dich doch sehr schockt. So erging es auch uns. Am ersten Abend sind wir durch die Nachbarstrassen von unserem Hotel gelaufen. An einer Tankstelle stand auf einmal ein kleiner Junge neben mir, der ein kleines Baby mit einem Tuch umgebunden trug. Ich nahm den Jungen erst so richtig war als dieser mich mit Wasser anspuckte. Ich war so ueberrascht, dass ich nicht wusste, was ich machen sollte. Und wendete mich zu Sebastian, der Junge tuermte sich nun vor Sebastian auf, nahm wieder ein Schluck Wasser im Mund, blaehte seine Backen auf und deutete an, entweder "Money"oder "du wirst angespuckt". Resultat war Sebastian bekam auch eine Ladung ab. Diesen Jungen sah ich am naechsten Morgen wieder. Er klammerte sich diesmal an mich. Seine Mutter sass daneben und ein anderer Mann, der an einem Auto sich lehnte, laechelte.
So betteln auch viele Kinder an den Essensstaenden nicht um Geld, sondern um die Essensreste der Gaeste.
Die Strassenkids sind hier (in allen groesseren Staedten) ein sehr grosses soziales Problem. Das Gute hierbei ist, dass es schon manche Organisationen gibt, die versuchen diese Kids von der Strasse wegzubekommen. So gibt es hier einige Kaffees/ Restaurants (nicht nur in Phnom Penh- auch in Sihanoukville, Siem Reap,...) in denen Kids zu Kellnern / Koechen angelernt werden. Die Einnahmen fliesen direkt wieder in das Projekt. Ein Kaffee heisst 'Frïends" - wer mal Lust hat sich naeher zu informieren http://www.streetfriends.org/ www.friendsbuildingfutures.org
Aber in P.P. wohnen auch sehr viele Reiche. Man sieht fette Autos massenhaft an einen vorbeifahren. Exklusive Supermaerkte, bei denen wir sogar bezueglich der Preise schlucken muessen. Es tummeln sich an der Flusspromenade Kaffes, neben Restaurants aneinander.

An einem Tag haben wir uns in P.P. Tuol Sleng - S.21 -Museum angessehen. S.21 war das groesste Gefaengnis unter der Diktatur der "roten Khmer", die 1975 - 1979 in diesem Land mit voelkermordender Politik herrschte. Erschreckend fuer mich war, dass dieser Voelkermord in seiner Umsetzung boesartiger udn schlimmer bewertet wird als der Holocaust im dritten Reich. So wurde 1975 eine Schule im suedlichen Teil der Stadt zu einem Gefaengnis umfunktioniert. In denen massenhaft menschen aller Altersgruppen verhoert, gefoltert und nach dieser Tortour zu einem nahe gelgenen Exekutionsarea (12 km sued-westlich von P.P.), genannt "Killing Field" / "Choeung EK" transportiert wurden, auf dem sie auf schlimmste Art in kalkulierter Weise umgebracht wurden (1975: 154 Gefangene/ 1978: 5705 Gefangene). Beim zweiten Mal in P.P. haben wir uns dieses Massengrab, auf dem heute eine weisse grosse Stuba (buddhistisch-religioeses Monument) steht, in der die gefundenen Schaedel der ueber 17.000 Menschen als Gedenken in einem Glaskasten gestabelt sind, angeschaut. Es ist erschaudernd ueber den vorgegebenen Weg zugehen, der sich durch die vielen Gruben, in denen abertausende Leiche lagen, schlaengelt. Und man sieht auf diesen schmalen Weg immer Knochen, Kleidungsfetzen. Heute befindet sich gleich neben dieser Gedenkstaette eine normale Schule, von der Kinderlachen und -Geschreie zu uns rueberkamen. Dies ist ein ganz unbeschreiblicher Kontrast. Aber auch ein Kontrast der das heutige nach vorn schauende und aufbluehende Kambotscha widerspiegelt.
Es ist schon krass, wenn man bedenkt, dass dies alles erst 30 Jahre zurueckliegt und jede Familie hier, ist in irgendeiner Art und Weise von den vielen Verbrechen der Diktatur betroffen - ganze Familien wurden ausgeloescht.
Interessante Buecher hierzu sind: ~Children of Cambodias Killing Fields- Memories by survivors"" - zusammengestellt von Dith Pran und ~"Der zweite Weg der Hoffnung" - Loung Ung/ und der Film ~ "Killing Fields" von Roland Joffe.
Wenn man bedenkt, dass erst vor 10 Jahren der voellige Friede hergestellt werden konnt, dann muss man sagen "Hut ab" vor dem, was in dieser Zeit Kambotscha aufgebaut hat. Ich denke, die zukuenftige Entwicklung von Kambotscha wird sehr spannend sein.