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Dienstag, 23. Juni 2009

Kambotscha I (1.6.09 - 7.6.09)

Unsere erste Station in Kambotscha war die Hauptstadt Phnom Penh, in der wir Dank des flotten Ottos von Sebastian (er hat glaube ich alle Rekorde von frueheren flotten Ottos gebrochen), eine Woche verbrachten. Unser erster Eindruck war gepraegt von komischen Geruechen auf den Strassen, Abfall der sich ueberall an den Bordsteinen tummelte und das grosse Befremdlicchkeitsgefuehl. Obwohl Kambotscha ein Nachbarland von Vietnam ist, sind die beiden in ihrer Menschenmentalitaet/ Landschaft/ Kultur total unterschiedlich. Nach kurzer Zeit genossen wir auch diese Andersartigkeit, die mehr echte Freundlichkeit/ Sympathie austrahlt. Und wir haben seid langer Zeit, gleich nach 5 min, sehr leckeres Essen bekommen :)

Phnom Penh ist eine Stadt der krassen Gegensaetze. In unserem Guid-Fuehrer haben wir vorher gelesen, dass du an einem Tag ueber Geschehnisse schmunzeln musst und dann wieder etwas erlebst, was dich doch sehr schockt. So erging es auch uns. Am ersten Abend sind wir durch die Nachbarstrassen von unserem Hotel gelaufen. An einer Tankstelle stand auf einmal ein kleiner Junge neben mir, der ein kleines Baby mit einem Tuch umgebunden trug. Ich nahm den Jungen erst so richtig war als dieser mich mit Wasser anspuckte. Ich war so ueberrascht, dass ich nicht wusste, was ich machen sollte. Und wendete mich zu Sebastian, der Junge tuermte sich nun vor Sebastian auf, nahm wieder ein Schluck Wasser im Mund, blaehte seine Backen auf und deutete an, entweder "Money"oder "du wirst angespuckt". Resultat war Sebastian bekam auch eine Ladung ab. Diesen Jungen sah ich am naechsten Morgen wieder. Er klammerte sich diesmal an mich. Seine Mutter sass daneben und ein anderer Mann, der an einem Auto sich lehnte, laechelte.
So betteln auch viele Kinder an den Essensstaenden nicht um Geld, sondern um die Essensreste der Gaeste.
Die Strassenkids sind hier (in allen groesseren Staedten) ein sehr grosses soziales Problem. Das Gute hierbei ist, dass es schon manche Organisationen gibt, die versuchen diese Kids von der Strasse wegzubekommen. So gibt es hier einige Kaffees/ Restaurants (nicht nur in Phnom Penh- auch in Sihanoukville, Siem Reap,...) in denen Kids zu Kellnern / Koechen angelernt werden. Die Einnahmen fliesen direkt wieder in das Projekt. Ein Kaffee heisst 'Frïends" - wer mal Lust hat sich naeher zu informieren http://www.streetfriends.org/ www.friendsbuildingfutures.org
Aber in P.P. wohnen auch sehr viele Reiche. Man sieht fette Autos massenhaft an einen vorbeifahren. Exklusive Supermaerkte, bei denen wir sogar bezueglich der Preise schlucken muessen. Es tummeln sich an der Flusspromenade Kaffes, neben Restaurants aneinander.

An einem Tag haben wir uns in P.P. Tuol Sleng - S.21 -Museum angessehen. S.21 war das groesste Gefaengnis unter der Diktatur der "roten Khmer", die 1975 - 1979 in diesem Land mit voelkermordender Politik herrschte. Erschreckend fuer mich war, dass dieser Voelkermord in seiner Umsetzung boesartiger udn schlimmer bewertet wird als der Holocaust im dritten Reich. So wurde 1975 eine Schule im suedlichen Teil der Stadt zu einem Gefaengnis umfunktioniert. In denen massenhaft menschen aller Altersgruppen verhoert, gefoltert und nach dieser Tortour zu einem nahe gelgenen Exekutionsarea (12 km sued-westlich von P.P.), genannt "Killing Field" / "Choeung EK" transportiert wurden, auf dem sie auf schlimmste Art in kalkulierter Weise umgebracht wurden (1975: 154 Gefangene/ 1978: 5705 Gefangene). Beim zweiten Mal in P.P. haben wir uns dieses Massengrab, auf dem heute eine weisse grosse Stuba (buddhistisch-religioeses Monument) steht, in der die gefundenen Schaedel der ueber 17.000 Menschen als Gedenken in einem Glaskasten gestabelt sind, angeschaut. Es ist erschaudernd ueber den vorgegebenen Weg zugehen, der sich durch die vielen Gruben, in denen abertausende Leiche lagen, schlaengelt. Und man sieht auf diesen schmalen Weg immer Knochen, Kleidungsfetzen. Heute befindet sich gleich neben dieser Gedenkstaette eine normale Schule, von der Kinderlachen und -Geschreie zu uns rueberkamen. Dies ist ein ganz unbeschreiblicher Kontrast. Aber auch ein Kontrast der das heutige nach vorn schauende und aufbluehende Kambotscha widerspiegelt.
Es ist schon krass, wenn man bedenkt, dass dies alles erst 30 Jahre zurueckliegt und jede Familie hier, ist in irgendeiner Art und Weise von den vielen Verbrechen der Diktatur betroffen - ganze Familien wurden ausgeloescht.
Interessante Buecher hierzu sind: ~Children of Cambodias Killing Fields- Memories by survivors"" - zusammengestellt von Dith Pran und ~"Der zweite Weg der Hoffnung" - Loung Ung/ und der Film ~ "Killing Fields" von Roland Joffe.
Wenn man bedenkt, dass erst vor 10 Jahren der voellige Friede hergestellt werden konnt, dann muss man sagen "Hut ab" vor dem, was in dieser Zeit Kambotscha aufgebaut hat. Ich denke, die zukuenftige Entwicklung von Kambotscha wird sehr spannend sein.

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